BLOG 07 / 2011: Spass in Budapest
Ja, das war doch klar: Den Versicherungsheinis ist doch sowieso nicht zu trauen. Erst hauen sie einen mit überflüssigen Verträgen übers Ohr. Und anschließend bringen sie unser Geld mit Prostituierten in Budapest durch. So oder so ähnlich klang das Medienecho der letzten Wochen.
Dabei ist doch den Versicherungsvertrieben aus psychologischer Sicht kein Vorwurf zu machen, wenn sie die „Mitarbeiterbindung“ im Auge haben. Das Bild des Harems ist eine mächtige sexuelle Fantasie (die auch in der Psychoanalyse diskutiert wird). Den Trieb ungehemmt ausleben zu können erfüllt die Teilnehmer mit Begeisterung und (tiefer) Dankbarkeit. Die gemeinsame Reise, an der nur die erfolgreichsten Vermittler teilnehmen dürfen, wird somit zum unvergesslichen Erlebnis, an das man noch lange denkt. Obwohl die Belohnung (Lustreise) für ein Verhalten (Vermittlung vieler Verträge) lerntheoretisch spät kommt, ist sie aufgrund ihrer enormen Verstärkerkraft (unmittelbare Triebbezogenheit) effektvoll. Hinzu kommt die Teilhabe an etwas Verbotenem oder zumindest Verwerflichem. Dies alles „schweißt zusammen“ und sorgt für eine wirksame Bindung in Zeiten, in denen der Wettbewerb um die Besten stetig an Härte zunimmt.
Leider hat jemand „gepetzt“. Und nun steht die ERGO am Pranger. Dabei gibt es Bindungsmaßnahmen ähnlicher Natur mit gemeinsamen Bordellbesuchen auch in anderen Branchen. Da geht dann der Vertriebler mit dem Einkäufer erst nett zum Essen und dann schön in den Puff. Der Unterschied ist: Man ahnt es, weiß es vielleicht sogar, aber die Details erblicken nicht das Licht der Öffentlichkeit.
Letztendlich kann man sagen, dass bei der HMI das Ziel der Vermittlerbindung sicherlich erreicht wurde. Aber: Auch wenn es funktioniert und nicht illegal ist – es gibt Grenzen und so etwas macht man einfach nicht!